Schluckdiagnostik

Dysphagie
Dysphagie bezeichnet eine Schluckstörung, bei der das Schlucken von Nahrung, Flüssigkeiten oder Speichel erschwert oder schmerzhaft ist. Sie kann in verschiedenen Phasen des Schluckvorgangs auftreten. Der Ernährungsplanung (EPL) bezüglich Essen, Trinken, Medikamenten und einer potentiellen Sondenanlage (zur Ernährung durch einen Schlauch entweder „auf natürlichem Weg" durch die Speiseröhre oder über die Bauchdecke direkt in den Magen oder Darm, falls oral keine/zu wenig Nahrung aufgenommen werden kann) unterstützt die Dokumentation. Zusätzlich wird der im BNS-Befundung NOD-Stufenkonzept dokumentierte NOD-Grad angegeben.

BNS-Befundung NOD-Stufenkonzept
NOD = neurogene oropharyngeale Dysphagie (durch eine Störung des Nervensystems bedingte Schluckstörung im Oropharynx. Das NOD-Stufenkonzept wurde konzipiert, um Patienten mit Dysphagie auf standardisierte Weise frühzeitig zu identifizieren, eine geeignete Therapie einzuleiten, bessere Prognoseeinschätzungen zu treffen und Komplikationen zu vermeiden. Dafür wurden eine einheitliche Terminologie und festgelegte Kriterien zusammengestellt. Gedacht ist das Stufenkonzept sowohl für den klinischen Alltag als auch für wissenschaftlich-fundierte Arbeit.

SVK - Schluckversuche mit Konsistenzen
Dieses Formular dient dazu, bei der flexiblen transnasalen Schluckuntersuchung und der videofluoroskopischen Schluckuntersuchung (FTS-Flex.Transnas.Schluckuntersuchung und VFS-Videofluorosk. Schluckuntersuchung) verwendete Nahrungsmittel mit verschiedenen Konsistenzen und wie das Schlucken des Patienten jeweils funktioniert hat zu dokumentieren.
Um die Gefahr der Aspiration (= versehentliches Einatmen von Fremdkörpern oder Flüssigkeit) zu minimieren, ist es wichtig, beim Schlucktest Nahrungsmittel mit passender Konsistenz zu verwenden und sich je nach Ausprägung der Schluckstörung für weitere Konsistenzen zu entscheiden. Zum Beispiel bei Schlaganfallpatienten ist das Aspirationsrisiko während des Tests erwiesenermaßen für Flüssigkeiten höher als für breiige Konsistenzen.

VFS - Videofluoroskopie
Die VFS wird durchgeführt, wenn mindestens zwei der sechs Prädiktoren für Aspiration (= unabsichtliches Einatmen von Fremdkörpern oder Flüssigkeiten) nach Daniels („KSU-Klin.Schluckuntersuchung") vorliegen.
Bei der videofluoroskopischen Untersuchung wird der Schluckakt mittels Durchleuchtung (mit Röntgenstrahlung, es wird ein Film mit 25-30 Bildern/s aufgenommen) beobachtet. Dafür werden Nahrungsmittel verschiedener Konsistenz (flüssig, breiig, fest) mit Kontrastmittel angereichert, wodurch der gesamte Schluckakt vom Mund bis in den Magen abgebildet werden kann. Durch diese Untersuchung können zusätzlich zum in der flexiblen transnasalen Schluckuntersuchung (FTS-Flex.Transnas.Schluckuntersuchung) beurteilbaren Kehlkopf z.B. auch die Zunge, die Speiseröhre und der Eingang der Speiseröhre in den Magen auf ihre Funktionalität hin betrachtet werden. FTS und VFS ergänzen sich in ihren diagnostischen Möglichkeiten, meist ist eine FTS jedoch ausreichend und eine VFS ist nur bei speziellen Fragestellungen nötig.

FTS - Flexible Transnasale Schluckuntersuchung
Die FTS wird durchgeführt, wenn mindestens zwei der sechs Prädiktoren für Aspiration (= unabsichtliches Einatmen von Fremdkörpern oder Flüssigkeiten) nach Daniels KSU-Klin. Schluckuntersuchung vorliegen.
Bei der Untersuchung kann mittels eines flexiblen Endoskops (eine Art Schlauch, an dessen Ende sich Lichtquelle und Kamera befinden), das über die Nase (transnasal) eingeführt wird, während des Schluckens direkt auf den Kehlkopf und die umgebenden Strukturen geblickt werden. Dadurch ist es möglich, den Schluckakt genau zu beurteilen und mögliche Schwierigkeiten zu erkennen. Zusätzlich kann die Untersuchung als Video aufgezeichnet und hinterher vom Arzt genau analysiert und auch zusammen mit dem Patienten und Angehörigen besprechen.

KSU-Klinische Schluckuntersuchung
Die klinische Schluckuntersuchung dient dazu, alle für das Schlucken relevanten Funktionen zu prüfen. Hierzu gehören die Sensibilität (Wahrnehmung, ob/was sich im Mund/Rachen befindet), die Motorik (sind die Bewegungsmuster für den Schluckakt möglich) und daraus folgend auch die Schutzreflexe (z.B. Heraushusten von Nahrungsmittelresten, wenn man sich verschluckt hat) und der Schluckreflex an sich (sobald die Nahrung einen bestimmten Punkt im Mund/Rachen überschritten hat, läuft der Schluckakt normalerweise automatisch ab). Zusätzlich werden Schluckversuche mit unterschiedlich großen Mengen Wasser durchgeführt. Dadurch können auch die sogenannten Aspirationsprädiktoren (Aspiration = unabsichtliches Einatmen von Fremdkörpern oder Flüssigkeiten) nach Daniels (siehe Bild) festgestellt werden. Wenn mindestens zwei der aufgeführten Symptome auftreten, liegt eine Aspirationswahrscheinlichkeit vor.

KSA - Klinische Schluckanamnese
Hier geht es darum, Informationen über den Patienten einzuholen, die mit der Schluckstörung (Dysphagie) in Zusammenhang stehen/stehen könnten. Unter dem Punkt „Anamnesefragebogen" sind einige dysphagiespezifische Fragen hinterlegt.

SSA - Standardisiertes Schluckassessment
Das standardisierte Schluckassessment ist ein Verfahren, das für Pflegepersonen entwickelt wurde. Beim SSA soll eine neurogene Dysphagie (durch das Nervensystem verursachte Schluckstörung) im Rahmen eines akuten Schlaganfalls nachgewiesen werden. Beinhaltet sind sowohl nicht-schluckbezogene Items als auch die Beurteilung von Wasserschlucken.

VES Schluckdiagnostik
Die videoendoskopische Schluckuntersuchung wird mittels eines flexiblen dünnen Endoskops durchgeführt, das über die Nase in den Rachenraum vorgeschoben wird und dadurch sozusagen von oben der Schluckakt beurteilt werden kann.
Zuerst wird beurteilt, wie der Rachenraum, der Kehldeckel und der Kehlkopf aussehen. Dann können während verschiedener Manöver wie Lautbildung, Räuspern, Husten, Pressen oder trocken (nur mit Spucke) schlucken die Gegebenheiten beobachtet werden. Anhand der bis dahin erhobenen Befunde wird dann entschieden, welche Konsistenz die Nahrung/Flüssigkeit haben soll, mittels der der Schluckakt nun beobachtet werden soll. Je nachdem wie gut/schlecht das Schlucken klappt, können die Konsistenzen variiert werden. Durch die gesamte Untersuchung kann man herausfinden, welche Störungen genau vorliegen und dadurch feststellen, welche Nahrung für den Patienten mit Schluckbeschwerden am besten geeignet ist und welche Übungen und Tricks das Schlucken verbessern könnten.
Penetration bedeutet dabei, dass Nahrung bis direkt vor den Kehldeckel gelangt, während bei der Aspiration Nahrungsteile unterhalb den Kehldeckel und somit in die Luftröhre gelangen und bei zu gering ausgeprägtem Hustenreflex bis in die Lunge vordringen und dadurch eine Lungenentzündung auslösen können.
Vergleichbar gemacht werden die Schluckstörungen durch die im Formular verwendete Penetrations-Aspirations-Skala (PA-Skala), durch Störungen der Muskulatur bedingte Sprechstörungen durch die Bogenhausener Dysarthrieskala (BoDyS).