Elektro

EEG
Die Elektroenzephalographie ist eine Untersuchungsmethode, mit der man elektrische Ströme (Potentialveränderungen) des Gehirns erfassen kann.
Hierzu werden an bestimmten Stellen des Kopfes Elektroden angebracht (siehe Bild), in der Neurologie sind es in der Regel mindestens 12 Elektroden. Diese Elektroden erfassen die sogenannten Hirnstromwellen, die durch Potentialschwankungen in den Nervenzellen des Gehirns zustande kommen. Je nachdem, welches Muster (Amplitude, Frequenz) diese Hirnstromwellen zeigen, kann auf bestimmte Krankheiten wie Epilepsien rückgeschlossen werden. Diese Untersuchung wird unter anderem auch für die Feststellung des Hirntodes herangezogen.
Da bestimmte Muster manchmal erst unter spezieller Stimulation/Provokation auftreten, wird das EEG auch nach Schlafentzug, unter Flackerlicht in verschiedener Frequenz oder auch bei absichtlich erhöhter Atemfrequenz (Hyperventilation) des Patienten durchgeführt.
Um auch im Nachhinein bei der Auswertung des EEGs situationsbedingte Unregelmäßigkeiten (Patient war z.B. unruhig, hat ständig geblinzelt, hatte einen epileptischen Anfall,…) zu erkennen, werden die Patienten häufig während des EEGs gefilmt.

Elektromyographie
Die Elektromyographie ist eine neurophysiologische (Neurophysiologie = Lehre der natürlichen Vorgänge in Nerven) Untersuchung, bei der die natürlicherweise in einem Muskel auftretende elektrische Spannung gemessen wird. Mit dieser Methode kann festgestellt werden, ob eine Erkrankung des Muskels selbst oder eine gestörte Weiterleitung der in den Muskel führenden Nerven vorliegt.
Die elektrischen Spannungen können entweder durch Oberflächenelektroden (werden auf die Haut über dem zu untersuchenden Muskel geklebt, hier wird nur die elektrische Aktivität eines gesamten Muskels erfasst) oder durch Nadelelektroden (kleine Nadeln, die direkt in den Muskel gestochen werden; hier können elektrische Aktivitäten in einzelnen Muskelfasern untersucht werden) gemessen werden.
Anwendung findet die EMG zum Beispiel bei der Diagnostik von Fehlfunktionen bestimmter Muskelgruppen, bei der Erfassung des Schweregrades akuter Muskelverletzungen oder der Diagnose erblich bedingter Muskelerkrankungen.

Evozierte Potentiale
Evozierte Potentiale sind elektrische Potentialschwankungen, die durch Reize ausgelöst werden und zur objektiven Funktionsprüfung von Nervenbahnen dienen:
- AEP (Akustisch evozierte Potentiale): Durch wiederholte Klickgeräusche ausgelöste elektrische Reaktionen der Hörbahn. Die Messung erfolgt über Elektroden am Kopf. Sie dient der objektiven Beurteilung des Hörvermögens und der Lokalisierung möglicher Funktionsstörungen entlang der Hörbahn.
- SEP (Somatosensibel evozierte Potentiale): Durch elektrische Reize an sensiblen Nerven der Arme oder Beine hervorgerufene Potentiale. Die Messung erfolgt entlang des Nervenverlaufs bis zur Gehirnrinde. Die Untersuchung gibt Aufschluss über die Leitfähigkeit der sensiblen Nervenbahnen.
- VEP (Visuell evozierte Potentiale): Durch Lichtreize ausgelöste elektrische Reaktionen der Sehrinde, gemessen mittels EEG am Hinterkopf. Sie ermöglichen Rückschlüsse auf die Funktionsfähigkeit von Sehnerv, Sehbahn und Sehrinde sowie eine objektive Messung der Sehschärfe.

Neurographie / Neurographie MW
Die Neurographie dient der Untersuchung der Funktionsfähigkeit peripherer Nerven durch Messung ihrer elektrischen Leitfähigkeit. Sie wird durch eine klinisch-neurologische Untersuchung ergänzt:
- Neurographie: Dokumentation von Anamnese, Vorerkrankungen, klinisch-neurologischem Befund (Motorik, Reflexe, Sensibilität, Gangbild) sowie Diagnose und Empfehlungen. Diese Befunde sind essenziell zur Interpretation der gemessenen Nervenleitwerte.
- Motorische Neurographie: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit motorischer Nerven (vom Rückenmark zu den Muskeln) durch Reizung an zwei Stellen und Ableitung der Muskelantwort. Wichtige Parameter sind die Leitgeschwindigkeit, Amplitude und Übertragungszeit. Zusätzlich kann durch spontane Muskelaktivität auf frische Nervenschäden geschlossen werden. Die Untersuchung erfolgt mit Oberflächen- oder Nadelelektroden.
- Sensible Neurographie: Erfassung der Nervenleitgeschwindigkeit sensibler Nerven (von der Haut zum Rückenmark) durch Reizung und Ableitung eines Summenaktionspotentials. Auch hier sind Zeit und Strecke zur Berechnung relevant. Anwendung ebenfalls mit Oberflächen- oder Nadelelektroden.
Beide Verfahren dienen der Lokalisation, Differenzierung (z. B. axonal vs. demyelinisierend), Beurteilung des Schädigungsausmaßes und der Verlaufskontrolle bei Nervenerkrankungen.

Repetitive Stimulation
Methode der klinischen Neurophysiologie mit wiederholter elektrischer (serieller) Stimulation eines motorischen Nerven in rascher Folge mit gleichzeitiger Aufzeichnung der ausgelösten Muskelaktivität (Muskelsummenaktionspotenzial = MSAP) mittels Oberflächenelektroden. Es dient dem Nachweis neuromuskulärer Übertragungsstörungen.
Die Serienstimulation simuliert die physiologische Belastung der motorischen Endplatte durch standardisierte Nerv-Muskel-Reizung. Ein motorischer Nerv wird wiederholt supramaximal stimuliert. Die dadurch ausgelösten Muskelsummenaktionspotenziale werden im Zeitverlauf bewertet. Bei niederfrequenter Stimulation erfolgt ein Vergleich der Amplituden des 1. und des 5. MSAP. Bei einer Minderung der Amplituden spricht man von einem Dekrement. Je nach Ausprägung liefert das Dekrement Hinweise auf Erkrankungen. Bei hochfrequenter Stimulation wird der Anstieg des MSAP über 2-3 Sek. verfolgt. Hier wird dann von einem Inkrement gesprochen. Auch diese liefern Hinweise auf bestimmte Erkrankungen.
Diese Untersuchung wird in der Regel zur Abklärung von Myasthenia gravis oder Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom durchgeführt.

Motorisch evozierten Potenziale (MEP)
Die motorisch evozierten Potenziale werden durch die transkranielle Magnetstimulation erzeugt. Dies ist eine nicht invasive und weitgehend schmerzfreie Untersuchungsmethode, die überwiegend bei der Untersuchung zentraler motorischer Bahnen eingesetzt wird. Sie kann aber auch zur Diagnostik peripherer Nervenschädigungen angewendet werden. Die Magnetstimulation beruht auf dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion durch ein sich rasch änderndes Magnetfeld. Durch Entladung eines Kondensators wird in einer auf den Kopf angelegten Spule ein Magnetfeld induziert. Das hierdurch erzeugte Magnetfeld induziert ein elektrisches Feld im unter der Spule befindlichen Gewebe.Dieser kurzzeitige Stromfluss depolarisiert nervale Strukturen.
Bei Auslösung eines TMS-Impulses kommt es zu einem kurzen sensiblen Reiz auf der Kopfhaut und einem hörbaren Klick in der Spule. Das induzierte elektrische Feld führt zu einer Aktivierung von Motoneuronen der Pyramidenbahn. Das Aktionspotenzial wird bis zum Rückenmark fortgeleitet und dort auf spinale Motoneurone übertragen. Durch deren Aktivierung gelangt es entlang peripherer motorischer Nerven zu den Muskeln und kann dort schließlich als Muskelzuckung oder als motorisch evoziertes Potenzial (MEP) mittels Oberflächenelektroden aufgezeichnet werden.
Eine besonderer Bedeutung hat das TMS bei der Diagnostik von Erkrankungen des motorischen Nervensystems:
- Amyotrophische Lateralsklerose
- Multiple Sklerose
- Schlaganfall
- Bewegungsstörungen
- Erkrankungen des Rückenmarks