Geburtshilfe
Frühschwangerschaft

Die Frühschwangerschaft umfasst die ersten 12 Schwangerschaftswochen (SSW) und wird auch als erstes Trimenon bezeichnet.
Sie beginnt mit der Befruchtung und umfasst Einnistung, Embryonalphase (bis zur 10. SSW, Organanlage) sowie den Beginn der Fetalzeit (ab der 11. SSW, frühe Formbildungsprozesse).
In dieser sensiblen Phase ist das ungeborene Kind besonders anfällig für schädliche Einflüsse wie Medikamente oder Infektionen – das Fehlgeburtsrisiko ist entsprechend erhöht.
Typische Beschwerden in dieser Zeit sind Übelkeit, Erbrechen, vermehrter Speichelfluss oder Rückenschmerzen, bedingt durch hormonelle Veränderungen.
NT-Messung

Die Nackentransparenzmessung ist Teil des Ersttrimester-Screenings, einer kostenpflichtigen Zusatzleistung zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche. Sie dient der Risikobewertung chromosomaler Anomalien, nicht der Diagnosestellung.
Dabei wird die Flüssigkeitsansammlung im Nackenbereich des Fetus gemessen, die sich normalerweise bis zur 17. Woche zurückbildet. Eine vergrößerte Nackentransparenz oder ein verkürztes Nasenbein können Hinweise auf Erkrankungen wie Trisomie 21 geben.
Zusätzlich fließen Blutwerte (beta-HCG, PAPP-A), das Alter der Mutter und die Schwangerschaftsdauer in die Risikoabschätzung ein. Je nach Ergebnis folgen gegebenenfalls weitere Untersuchungen.
Gendiagnostik

Genetische Untersuchungen erfolgen meist durch Fruchtwasserpunktion oder Chorionzottenbiopsie und dienen dem Nachweis von Veränderungen im Erbgut, die Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen verursachen können.
Je nach Fragestellung kommen verschiedene Analyseverfahren zum Einsatz.
Laut Gendiagnostikgesetz ist eine genetische Beratung vor und nach der Untersuchung verpflichtend; bei belastenden Befunden wird psychosoziale Unterstützung angeboten.
Organschall

Der Organschall ist eine erweiterte Ultraschalluntersuchung zwischen der 19. und 22. SSW, die über die reguläre Vorsorge hinausgeht. Er kann nach Auffälligkeiten im Basisultraschall empfohlen oder auf Wunsch der Eltern durchgeführt werden.
Neben der Kontrolle von Größe, Lage und Fruchtwassermenge werden dabei die gut sichtbaren Organe (z. B. Gehirn, Herz, Nieren, Blase, Magen) sowie Gliedmaßen und mögliche Fehlbildungen (z. B. Spaltbildungen, Bauchwanddefekte) detailliert beurteilt.
Bei Auffälligkeiten können gezielte Zusatzformulare genutzt werden:
"Doppler kardial" – bei Herzbefunden
"Erweiterte Messwerte" – bei Veränderungen an Gehirn, Nieren, Blase, Thorax oder Lunge
"Erweiterter Doppler" – zur detaillierten Herzsegmentanalyse
Wachstumsverlauf

Fällt in vorangehenden Untersuchungen eine Wachstumsverzögerung des Kindes auf oder wird festgestellt, dass die Versorgung des Kindes über den Mutterkuchen (Plazenta) nicht ausreichend gewährleistet wird, muss in regelmäßigen Abständen das Wachstum sowie die Funktionsfähigkeit der Blutgefäße kontrolliert werden. Es handelt sich hier also um eine schwangerschaftsbegleitende Kontrolluntersuchung.
Invasive Diagnostik

Bei auffälligen Ultraschallbefunden, genetischem Risiko oder einem hohen Risikowert im Ersttrimesterscreening kann eine invasive Untersuchung zur Abklärung sinnvoll sein.
Ziel ist der Nachweis genetischer Erkrankungen durch die Entnahme kindlichen Zellmaterials. Diese Methoden sind genauer als nicht-invasive Verfahren, bergen aber ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie Fehlgeburten.
Mögliche Verfahren:
Chorionzottenbiopsie (ab 11. SSW): Entnahme von Plazentagewebe über die Bauchdecke. Diagnostik von Chromosomenabweichungen und Erbkrankheiten.
Amniozentese (ab 15. SSW): Entnahme von Fruchtwasser über die Bauchdecke zur Untersuchung kindlicher Zellen. Auch andere Fragestellungen wie Blutgruppenunverträglichkeit oder Lungenreife können abgeklärt werden.
Chordozentese (ab 18. SSW): Punktion der Nabelschnur zur Blutentnahme bei Verdacht auf Infektionen, Anämien oder Blutgerinnungsstörungen. Zusätzlich auch therapeutische Interventionen wie Bluttransfusionen möglich.
Fetale Punktion: Gewebe- oder Flüssigkeitsentnahme bei Organauffälligkeiten zur weiteren Abklärung oder Behandlung (z. B. bei Pleuraerguss oder Harnabflussstörung).
Kreißsaal Ambulanz

Das Formular Kreißsaal Ambulanz kommt routinemäßig zum Einsatz, wenn der Geburtsvorgang schon begonnen hat und vor der Geburt noch einmal zum Überblick einige Untersuchungen durchgeführt werden sollen.
Im Vergleich zu den anderen Formularen der Geburtshilfe gibt es hier mehr Parameter, die auch die Mutter betreffen.
Schwangerenuntersuchung

Das Formular Schwangerenuntersuchung dient der Erfassung von maternalen Befunden sowie einer äußerlichen Begutachtung des Fetus per Tastbefund und CTG. Dazu werden anamnestische Daten erhoben und ein Ultraschall durchgeführt sowie eine Untersuchung des Zustandes des Muttermundes und der Zervix. Diese Daten werden auch auf dem Formular Kreißsaal Ambulanz erhoben. Im Unterschied werden aber auf dem Formular Schwangerenuntersuchung keine biometrischen Daten des Fetus erhoben.